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Steigende Energiekosten belasten sozial schwache Bürger

22.08.2008 Die Preise für Strom und Gas klettern bis zum Winter auch in Brandenburg weiter. Privathaushalte und Kommunen müssen sich auf mehr Ausgaben für Strom und Gas einstellen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa bei Verbänden und Unternehmen ergab.

Von 2005 bis zum 1. Juli 2008 seien die Kosten für einen märkischen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden um etwa 20 Prozent gestiegen, sagte Thorsten Storck, Sprecher des Internet-Portals «verivox.de» in Heidelberg. «Bei Erdgas rechnen wir bundesweit bis Jahresende mit einer Steigerung von durchschnittlich 20 Prozent.» Der Prognose lägen Angaben der Versorgungsunternehmen sowie eigene Recherchen zugrunde.
Storck sagte, die Steigerung bei Strom werde geringer ausfallen. «Mit Beginn der Heizperiode rechnen wir mit einer Erhöhung im einstelligen Bereich.» Verbrauchern riet er zu prüfen, ob eine Modernisierung der Heizanlagen oder der Umstieg auf einen anderen Energieträger machbar ist. «Es gibt inzwischen viele nachhaltige Heizungsmöglichkeiten, wie beispielsweise Holzpellets.» Zunächst sollte bei Gas und Strom um einen günstigeren Tarif beim eigenen Anbieter nachgesucht werden. «Man muss nachfragen.» Danach sollten die Verbraucher prüfen, ob sich ein Wechsel zu einem anderen Versorger lohne. Fall ja, sei eine Preisgarantie wichtig. «Der Kunde hat dann einen festen Preis für zwölf Monate, egal was passiert.»

Menschen mit wenig Geld können sich zum Beispiel keine energiesparenden Haushaltsgeräte neu anschaffen, sagte Margrit Spielmann, Vorstandsvorsitzende der Brandenburger Arbeiterwohlfahrt (AWO). «Gerade die einkommensschwachen Haushalte trifft die Preisexplosion mit voller Wucht.» Es könnte sein, dass im nächsten Winter manche Menschen die Heizungen in ihren Wohnungen niedriger stellen müssten. «Generell muss man auf steigende Energiepreise reagieren.» Denkbar sei, dass der Verband künftig in dieser Richtung beraten und Unterstützung vermitteln werde.

Nach Ansicht des Mieter- und Nutzervereins Teltow (Potsdam-Mittelmark) haben sich die Abrechnungen für Energiekosten bisher noch nicht «horrend» verändert, wie Geschäftsführer Matthias Blunert sagte. Dies könne aber noch bevorstehen, weil die Mieter ihre Abrechnungen für das laufende Jahr erst 2009 bekämen. Es sei zu beobachten, dass Verbraucher bewusster heizten.
Beim Verein Schuldner- und Insolvenzhilfe Lausitz melden sich unterdessen immer mehr Menschen, die ihre Energiekosten nicht mehr bezahlen können. «Von den 180 Schuldnern, die wir seit Jahresanfang betreuen, haben etwa 20 auffällig hohe Energieschulden», sagte Geschäftsführer André Robin. Hauptgründe seien längere Arbeitslosigkeit oder eine Scheidung. Er riet, selbst aktiv zu werden und an einer Lösung mitzuarbeiten.
Die Frankfurter Schuldnerberaterin Silvia Krauß beobachtete, dass es mit weiteren Preissteigerungen für die Betroffenen zunehmend schwieriger werde, das Geld dafür aufzubringen. Krauß verwies auf Bezieher von Arbeitslosengeld II, die diese Kosten aus ihren monatlichen Bezügen decken müssten. «Das fällt schwer bei 351 Euro.» Der Staat zahlt ALG-II-Beziehern Miete und Heizung. Strom und Warmwasser müssen sie aus dem monatlichen Regelsatz von 351 Euro finanzieren.
Bedürftigen Kunden bietet der Energieversorger E.ON edis AG (Fürstenwalde) bei Strom seit Januar einen sogenannten Sozialrabatt an, wie das Unternehmen berichtete. Die Betroffenen erhielten jährlich rund 75 Euro erlassen, hieß es. Das Modell werde für bis zu 5000 Kunden bereitgestellt.
Trotz Zahlungen des Bundes kommen auf Kommunen nach Einschätzung des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg hohe Ausgaben für Heizkosten zu. Der Bund mache seine Zahlungen von der Anzahl der Bedarfsgemeinschaften abhängig, deren Zahl derzeit leicht sinke, sagte die stellvertretende Landesgeschäftsführerin Monika Gordes. Der Bund müsste sich aber an den tatsächlichen Ausgaben der Kommunen für Energie orientieren - und die stiegen ständig. «Die Energiekosten bleiben an den Kommunen hängen.» Gordes betonte: «Für Kommunen und einzelne Bürger gilt: Sparen, sparen, sparen.»