Ministerpräsident Platzeck, der seine Teilnahme aufgrund der Vereidigung des neuen Bundespräsidenten leider kurzfristig absagen musste, wurde vertreten durch den Kulturstaatssekretär des Landes Brandenburg, Martin Gorholt. Gorholt wies in seiner Rede darauf hin, dass Brandenburg sich verändert habe, offener und toleranter geworden sei. Rechtsradikale seien im Stadtbild seltener, Bekenntnisse zu Gewaltfreiheit und demokratischen Werten häufiger geworden. Und dennoch: „Jeder einzelne rassistische oder radikale Vorfall ist einer zu viel.“
Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger sind für Gorholt Menschen, „die nicht danach fragen wer zuständig ist. Sie tun selbst etwas. Stellvertretend für viele andere haben sie bewiesen, dass Mut und Verständigung viel bewegen können. Und sie schaffen ein Band, das die Menschen in unserer Region zusammenhält. Die Auszeichnung soll sie bestärken ihren Weg weiterzugehen und andere motivieren mitzumachen.“
Die PreisträgerInnen des „Bandes für Mut und Verständigung 2010“ aus dem Land Brandenburg sind in diesem Jahr:
Für den Bürgermeister der Stadt Wittstock hat das langjährige, unermüdliche Engagement des Bündnisses ganz entscheidend zu einem positiveren Stadtbild beigetragen. Doch auch weiterhin gibt es viel zu tun, besonders die neue Generation gilt es im Kampf gegen rechtes Gedankengut zu stärken. Das Bündnis gegen Rechtsextremismus Wittstock und Umgebung bleibt deshalb auch in Zukunft ein starker und unerlässlicher Partner.
Vor 10 Jahren gründeten MigrantInnen mit Unterstützung des Brandenburgischen Kulturbundes unter dem Motto „Wurzeln schlagen in der Fremde“ den Integrations- und Schulgarten am Schlaatz. Das 3000 qm große ehemalige Schulgartengelände wurde seitdem von seinen mittlerweile circa 40 Mitgliedern in ein kleines Paradies mitten in der Stadt verwandelt. Sie sind, wie sie selber sagen, eine „bunte Truppe“. Familien aus 13 verschiedenen Nationen, u. a. aus Litauen, Ungarn, Rumänien, Russland, Kosovo, Afrika und natürlich Deutschland verfügen hier über ihr eigenes kleines Stück Land, auf dem sie ein Stück Heimat pflanzten.
Mit dem Potsdamer Integrations- und Schulgarten ist für die Menschen ein Ort entstanden, an dem immer jemand da ist, mit dem man seine Sorgen und Freuden teilen kann. Zusätzlich ist der Garten ein „Schulzimmer für die deutsche Sprache.“ Er ist zum Lebenselixier geworden, ein Ort, an dem sich Deutsch eingängiger vermittelt als auf der Schulbank. Für die Schüler der benachbarten Grundschule sind die interkulturellen Gärtner wiederum Lehrende, unter deren Anleitung sie Blumengärten und Beete anlegen, lernen, wie man sät, pflanzt und erntet. Gleichzeitig erfahren sie ein Stück über die Heimat der Gärtner.
Die Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“ gründete sich im Januar 2009 mit dem Ziel, rechtsextremen und antisemitischen Tendenzen in der Stadt Zossen und den Aktivitäten der Freien Kräfte Teltow Fläming in der Region zu begegnen. Da diese Bürgerbewegung erst seit relativ kurzer Zeit besteht, bekam sie den Sonderpreis verliehen. Denn normalerweise werden Bürger und Initiativen für ihr „langfristiges Engagement“ geehrt.
Im März 2009 initiierte die Bürgerinitiative ein großes Familienfest für Toleranz, an dem mehr als 700 Menschen aus der Region teilnahmen. Danach wurde das Projekt „Haus der Demokratie“ in Angriff genommen, welches von September 2009 bis Januar 2010 zahlreichen Bildungsprojekten und sozialen Initiativen ein Dach über dem Kopf sowie eine geistige Heimat bot. Bereits wenige Tage nach der Eröffnung wurde das Haus von Unbekannten verwüstet. Durch ihre Kampagnen gegen Neonazis erhielten die Mitglieder des Bürgerbündnisses mehrfach Morddrohungen. Im Januar dieses Jahres wurde das „Haus der Demokratie“ Ziel eines Brandanschlages, wobei es vollständig niedergebrannt wurde. Obwohl erst vor einem Jahr gegründet, hat die Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“, trotz mangelnder Unterstützung von Seiten der Stadtpolitik, bereits einiges bewegen können. Das „Haus der Demokratie“ in Zossen soll wieder aufgebaut werden, seit dem Brandanschlag gingen zahlreiche Spenden von Initiativen und Privatleuten ein. Das Engagement der über fünfzig Ehrenamtlichen ist gelebte Demokratie und steht für ein Bürgerengagement wie es für eine Gesellschaft wichtig ist. Die Initiatoren schauten nicht weg und schufen mit dem „Haus der Demokratie“ einen Ort, an dem Menschen jeden Alters offen und gleichberechtigt miteinander diskutieren.
Die Berliner Preisträger hießen in diesem Jahr FC Internationale Berlin 1980 e.V. (der Name FC Internationale ist hier Programm, wobei sich der Verein insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit durch sein hohes Engagement auszeichnet) sowie die Initiative gegen Rechts Friedrichshain (Sonderpreis).